1286. Was sich zu Regensburg nach der Kreuzigung Christi begeben.

[281] Coelestin Ratisb. polit. p. 104.


Alte Sagen melden, daß die Stadt Regensburg allererst in dem dreiunddreißigsten Jahre Christi unseres Heilandes, um die Zeit, als er in den Tod gegangen, zu ihrer Vollkommenheit gelangt sei. Eben an dem Tag[281] und der Stund', als Jesus auf dem Berg Calvaria von den Juden gekreuzigt worden, war man mit Vollendung des Thurms und Thores, so nächst St. Clara Kloster befindlich, beschäftiget; wie aber die Finsterniß über den ganzen Erdboden gekommen und auch hier Alles in höchste Furcht und Schrecken versetzet, haben die Bauleut' bei gemeldetem Thurm mit ihrer Arbeit geeilet, in der Angst einen ziemlich langen durchgeschobenen Tram von dem Gerüst in der Mauer vergessen, welcher hernach zur ewigen Gedächtniß bis auf kurz verwichene Zeit alldort zu sehen gewesen. Der Weihbischof Albert Ernst von Wartenberg betheuert in seinen eigenhändigen Manuscriptis (v. 1685), daß er sich von dieser uralten Ueberlieferung selbsten durch den Augenschein überzeuget und mit Verwunderung befunden, daß selber Tram, der vor den Thurm weit hinaus gereichet, ein bloßes Gerüstholz gewesen, das die erschrockene Bauleut' in die Quadersteine hinein gemauert.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 281-282.
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