1290. Der Burggeist auf Fronberg.

[284] Mündlich.


Auf Fronberg waren zwei Brüder, die hatten beide zu gleicher Zeit ihre Augen auf eine schöne Jungfrau geworfen. Nun wollte der ältere auf eine Zeit gen Wälschland fahren. Als der Abschied nahte, erwachte lang verhaltener Groll, da zog der jüngere einst im Pferdestall einen Dolch hervor und stieß den ältern Bruder nieder. Bald darnach ist auch der Brudermörder gestorben und hat seitdem noch keine Ruhe gefunden. Der Stall, wo dieses geschehen, steht noch heute unbenützt leer, der »Burggeist« aber ist abgebildet zu sehen in einem Saale des Schlosses. Er trägt ein graues, langes Gewand, in der Linken einen grauen Hut, in der Rechten eine rothe Blume. Erzähler hat sowohl das Bild als den Stall gesehen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 284-285.
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