1312. Ehemännerbad zu Kersbach.

[299] Kayßler neueste Reisen II., 1382.


Nahe der Eisenbahn zwischen Bamberg und Erlangen, unweit Baiersdorf ist Kersbach gelegen. Dieser Ort war vormals durch einen sonderbaren Gebrauch berühmt, wie ein Reisender des vorigen Jahrhunderts vermeldet. Befand sich nämlich ein junger Ehemann in Kersbach, welcher[299] ein Jahr oder darüber im Stand der Ehe zugebracht hatte, ohne einen Leibeserben erzielt zu haben, so zogen die Bursche des Dorfes vor sein Haus, setzten ihn auf Stangen und schleppten ihn also unter großem Geschrei der Menge vor das Dorf, woselbst er in einen Weiher abgeworfen wurde. Kam er nun aus diesem unfreiwilligen Bade wieder hervor, so hatte er das Recht, einen andern aus dem Haufen in's Wasser zu werfen. Ein Markgraf von Bayreuth soll einst zufällig zu diesem ergötzlichen Schauspiel hinzugekommen sein. Der gebadete Ehemann hatte dem Landesherrn die Ehre des zweiten Bades zugedacht. Nur mit Mühe gelang es diesem, sich durch eine Geldspende loszukaufen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 299-300.
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