1313. Die verfluchten Jungfern.

[300] Mündlich.


In der Nähe von Nürnberg ist ein Holz, davon heißt ein Theil: »Bei den verfluchten Jungfern.« Die Sage erzählt, daß hier vor Zeiten drei Jungfrauen gelebt, die jedoch keinen sittsamlichen Lebenswandel geführt, vielmehr die fremden Pilgrime angelockt und oft um Gut und Leben gebracht hätten. Die wurden zur gerechten Vergeltung alle drei vom Blitze erschlagen und ihre Hütte von den Flammen verzehrt. Ihre Seelen aber sind in drei große Bäume gefahren. So oft nun einer dieser Bäume gefällt wird, muß die gebannte Seele in einen andern wandern. Nach dem Gebetläuten wird dieser Ort gemieden, denn die Leute hören die lockenden Stimmen der Jungfrauen aus den Wipfeln der uralten Bäume herab. Zuweilen erschallt schadenfrohes Gelächter, auch will man mitunter auf den Bäumen zuwinkende Gestalten gesehen haben.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 300.
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