1315. Die Schwedenwacht.

[302] Mündlich.


Zwischen dem Spittlerthor und dem Hallerthörchen in Nürnberg hat man oftmals um Mitternacht einen schwarzen Hund, hinter diesem einen Kriegsmann in Schwedentracht gesehen, der einen Kanonenlauf auf den Schultern trug. Die Wachtposten kannten und fürchteten ihn, weil er allezeit Lärmen schlug, wann er eine Wache schlafend betroffen. Da ist es dann geschehen, daß der Geist das Schilderhaus mit Koth beworfen oder gar umgeworfen; einmal soll er sogar das Schilderhaus mit sammt dem schlafenden Soldaten tief unten in den Stadtgraben hingestellt haben. Dieser Geist soll ein schwedischer Kanonier gewesen sein, der auf seinem Posten bei der Kanone geschlafen und also großes Unglück über seine Landsleute gebracht habe.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 302.
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