1319. Des Burggrafen Söhne.

[304] Schütz Corp. hist. Brand. dipl. Abthl. III., p. 19. Vgl. Rentsch Cedernhayn S. 306. C. Abel preußische Staatshistorie S. 81. Vgl. Sagenb. II., 637.


Und um diese Zeit hab ich gelesen,

Sey der Burggraf Hof gewesen,

Vom Spital-Thor nit sehr weit,

Einsmals haben zur Sommerszeit

Zwei des Burggrafen Sohn wollen jagen

Hannß und Sigmund thut man sagen

Da hatten zu Ungelück die Knecht

Die Jagdhund lassen laufen schlecht,

Die waren mit Freuden davon gesprungen

Ein klein Knaben oder Jungen,

Im dritten oder vierten Jahr

Grimmig angeloffen mit Gefahr,

Denselben darnieder gerissen

Und die Gurgel ihm abgebissen:

Sein Vater war ein Sensen-Schmid

Der kunt mit allen Kräften nit

Dem Hund sein Kind abzwingen:

Und als die Hund weg thäten springen,

War das Kind verwund bis auf den Tod,

Das verging gleich in solcher Noth,

Seine Nachbarn thät er anrufen,

Welche ihm alle zu Hilfe luffen

Mit Spiessen und mit Helleparten

Thäten auf die Burggrafen warten,

Schlugen den einen von dem Roß;

Der zweit in dem Lärmen groß

Vermeint den Burgern zu entreiten

Do schlugen sie beeden Seiten

Auf ihn bis er rab fiel vom Pferd

Da er auch tod lag auf der Erd,

Die Thäter aber rüsteten sich

Und zogen alle sammtlich

Gen Donauwert und an den Riß.

Von dem heutigen Tag gewiß

Seyn soviel Sichelschmid entstanden

In dem Riß und Schwabenlanden,

Als aber der Burggraf innen wurd

Seiner zwei Söhne Unglück erfuhr,

Ließ er sie begraben mit Lob,

In die Kirch zu Sankt Jakob.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 304-305.
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