1329. Der Pfingstlümmel.

[311] Schmeller's bayer. Wörterbuch I., 320. Mehrere Beispiele enthält Panzer's Beitrag S. 234 ff.


Der Pfingstling, Pfingstel, Pfingsthansl oder Jackl, Pfingstlümmel hieß an einigen Orten der Strohmann oder ausgestopfte Figur, welche am Pfingstmontag von den jungen Leuten in Prozession umhergetragen und Nachts gemeinlich vor dem Hause, in welchem die faulste Dirne wohnte, abgestellt oder auch rittlings auf die Dachfirste desselben gesetzt wird. Hie und da wird die, an diesem Tag am spätesten zur Heerde[311] getriebene Kuh auserwählt, um den Pfingstling darauf zu setzen und ihn der Dirne, welche die Kuh zu besorgen hatte, als Bräutigam zuzuführen. Wieder an andern Orten muß sich der am spätesten zurechtgekommene Bursche, in eigener Person als Pfingstlümmel oder Pfingstling, und wo ein Teich oder Bach ist, als Wasservogel produziren. Er reitet, wenn der Nachmittags-Gottesdienst vorbei ist, in Mitte seiner Kameraden in den nächsten Wald, wo er um und um mit Laub und Zweigen oder Schilf eingebunden wird. Dann wird das Dorf im Triumph durchritten, und Alles, was junge Beine hat, folgt dem Zug zum Teich oder Bach, wo der Pfingstlümmel oder Wasservogel vom Pferd herab feierlich ins Wasser geworfen wird. Nun folgt eine Collecte von Eiern, Butter, Schmalz, auch Geld, wovon man ein gemeinsames Abendmahl mit Sang und Klang und Tanz im Wirthshaus veranstaltet. Zunächst auf die Collecte, der »Samtrügel,« scheint es abgesehen zu sein, mit dem Hans und der Gredel auf'm Rad (ausgestopften Figuren, welche an den entgegengesetzten Enden eines umlaufenden Rades befestigt, sich wie zum Tanze die Hände reichen), die am Pfingstmontag unter allerlei Sprüchen von Truppen reitender Bauernbursche herumgeführt werden, und sich ehemals sogar in München produzirten.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 311-312.
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