1334. Kloster Triefenstein.

[316] Mündlich.


Als zu den unglücklichen Zeiten Heinrichs IV. und Gregor VII. der Bischof Adelbert von Würzburg zum zweitenmal verjagt worden, floh auch der Dechant des Collegiatstiftes zum Neuenmünster aus Würzburgs Mauern, um sich gegen die Gewalt der Kaiserlichen zu schützen. Schon eilte er keuchend über Stock und Stein und gelangte bis in die Nähe von Lengfurt. Plötzlich sah er in der Ferne Staubwirbel sich erheben, wie von daher jagenden Reitern. Schnell sprang er in ein Schifflein, das zufällig am Ufer stand, setzte über und eilte am andern Ufer den Berg hinan, aber auch hier hatten ihn die Kaiserlichen bemerkt, die ihm eilig durch den langen Furth nachsetzten. Müde war der Greis oben auf dem Berge unter dem schirmenden Dache eines Felsens zusammengestürzt und versprach, wenn ihn Gott nur diesmal noch rette, ihm hier eine Kirche zu erbauen. Siehe da rieselte urplötzlich ein Bächlein seinen[316] Lauf verändernd und den Felsen wie mit einem Schleier umgebend, über dem Haupte des Greisen nieder. Umsonst durchsuchten die Kaiserlichen alle Gebüsche und kehrten endlich schimpfend und fluchend, nach vergeblichem Umherirren, nach Hause zurück. Der Dechant war gerettet. Bald erhob sich auf dem triefenden Steine ein prächtiges Kloster, das noch heute herrlich hinausschaut in die weite Gegend und zum Triefenstein genannt wird.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 316-317.
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