1347. Die traurige Hochzeit.

[329] Von Just. Kerner.


Zu Augsburg in dem hohen Saal

Herr Fugger hielt sein Hochzeitmahl.


Kunigunde hieß die junge Braut,

Saß krank und bleich, gab keinen Laut.


Zwölf goldene Becher gingen herum,

Nichts trank Herr Fugger so bleich und stumm.


Zwölf Blumenkörbe bot man umher,

Die Braut verlangte kein Blümlein mehr.


Zwölf Harfner lockten zum Fackeltanz,

Die Fackeln gaben so matten Glanz.


Die Gäste tanzten in langen Reih'n,

Zwo weiße Gestalten hinterdrein.


Die Gäste tanzten zum Saale hinaus,

Sie tanzten und tanzten wohl aus dem Haus.


Die Saiten der Harfen sprangen zumal,

Stumm schlichen die Harfner aus dem Saal.


Im Saale vernahm man keinen Laut,

Todt saßen im Dunkeln Bräut'gam und Braut.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 329-330.
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