1356. Die Birg bei Baierbrunn.

[335] Diese von Panzer S. 37 mitgetheilte Sage wird ebenso von Bechstein I., 100 bei Bischofsheim v.d. Rhön (Osterburg) erzählt. Auch haftet sie am Schloßberg bei Grünwald, zu Eltmann in Franken u. anderwärts.


In der Birg wohnte ein Ritter, Namens Sachsenhäuser; er war der Sohn eines Tyrannen, welcher die Leute erschoß, wenn sie auf Flößen auf der Isar herabfuhren. Die Birg wurde einst belagert, konnte aber nicht genommen werden, bis eine alte Frau von Baierbrunn den Belagerern den Rath gab, das Wasser abzugraben. »Nehmt, sagte sie, ein ganzes, unausgenommenes Roß, gebt ihm drei Tage kein Wasser, dann wird es die Quelle finden.« Die Belagerer befolgten diesen Rath; das Pferd scharrte, und an dieser Stelle wurde die Wasserleitung der Birg abgegraben. Die Belagerten hatten kein Wasser, und mußten sich ergeben. Der besiegte Sachsenhäuser zog in das Kloster Schäftlarn, in welchem am Jahrestage Paulibekehr die Klosterherrn das Erinnerungsfest feierten. Vormittags war Gottesdienst in der Kirche. Sie ließen drei Banzen Bier für die armen Leute laufen und theilten Hefennudeln an sie aus. Das Birgweibl erscheint öfter in schlechter Kleidung; sie ist klein, trägt einen Strohhut, einen Stock in der Hand und einen Korb. Ging sie von der Birg weg[335] und begegnete ihr Jemand, so fragte sie jedesmal, wo der Weg nach Baierbrunn geht; ging sie aber gegen die Birg, so fragte sie nach dem Wege nach Schäftlarn; allein sie kam nie ganz nach Baierbrunn, und nie ganz nach Schäftlarn, denn sie ist in die Grenzen der Birg gebannt und kann über diese nicht hinaus.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 335-336.
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