1360. Der Wiegen – oder Staffelberg.

[340] Mündlich.


Dieser Hügel liegt zwischen Fürstenfeld und Schöngeising, und ist in der Gegend bekannt als ein solcher, wo man früher viele Zaubereien und Spuck erfahren konnte; deßhalb nannte man ihn auch den Hexenberg.

Eines Abends gingen drei Männer aus Schöngeising von Fürstenfeldbruck noch spät nach Hause. Als sie an den Staffelberg kamen,[340] erblickten sie zu ihrem größten Erstaunen ein schönes Wirthshaus, das hell erleuchtet war. Die drei sahen einander an, als ob jeder fürchte, er täusche sich für seine Person. Da sie sich aber überzeugten, daß sie wirklich ein Wirthshaus vor sich hätten, in welchem es lustig zuging, so beschlossen sie endlich, einzukehren und zu sehen, was es gebe. Als sie nun eintraten, fanden sie ein lustiges Leben; es wurde getanzt, gespielt und getrunken, wie wenn Kirchweih wäre, oder Hochzeit, und zwei von den Männern machten auch mit. Sie tanzten und spielten und tranken, und gewannen viel Geld. Der Dritte aber sah Alles für Zauberei an, und wollte nicht mithalten. Da man ihn aber zum Trinken nöthigte, stellte er sich an, als ob er tränke, und schüttete Alles in seinen weiten Stiefel. Die Lustbarkeit ging so fort bis der Morgen zu grauen anfing. Da läutete man den englischen Gruß, und wie auf ein Zauberwort war Wirthshaus, Tanz und Spiel und lustige Gesellschaft verschwunden. Die zwei Männer aber, die so tapfer gespielt und gesoffen hatten, befanden sich in einem Sumpfe, und als sie nach ihrem Gelde griffen, hatten sie statt dessen lauter Roßmist in den Taschen. Der Dritte aber, der mäßig geblieben war, saß ganz trocken auf einem Fichtenstocke und verlachte nun seine Mitbrüder, die sich im Kothe wälzten. – Die wilde Jagd hat man an diesem Platze oft gehört, und feurige Männer, Lärmen und Schreien auf ganz sonderbare Weise ist nichts Seltenes. Auch das Hoimännlein wird gehört, wenn Wanderer zur Nachtszeit vorübergehen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 340-341.
Lizenz:
Kategorien: