1362. Der Schatz am Kellerbache.

[342] Mündlich.


Im Forstrevier Schöngeising entspringt ein Bach, der Kellerbach genannt wird, und durch das Feld des genannten Dorfes in die Ammer sich ergießt. An einem, nicht ganz bestimmten Platze, nahe diesem Bache, soll seit uralten Zeiten eine Kiste voll Geld begraben liegen. Darum hörte und sah man früher an diesem Bache geisterhafte Erscheinungen. Freilich nahmen diese nur Sonntagskinder wahr. Ein solches war der quieszirte Schullehrer U. von Schöngeising, der ein großer Jagdliebhaber war. Einmal kam er beim hellen Mondschein an den Kellerbach, und[342] sah zu seinem Erstaunen ein kleines Männchen sitzen, das allmählig wuchs, und endlich eine solche Höhe erreichte, daß U. dieselbe auf vierzig Schuh schätzte. Weiteres sah der Genannte nichts. Der Jagdgehilfe Z. hörte an selbem Ort ein fürchterliches Geräusch hinter sich, und als er hinter einer Hecke sich verbarg, um zu schauen, was nachkommen werde, kam auf einige Schritte vor ihn hin diese Erscheinung: Ein schwarzer Mann zog einen Karren, auf welchem eine Todtentruhe lag, in der sich ein Todter befand. Der Mann führte seinen Karren ganz nahe zu dem Jagdgehilfen hin, und verschwand dann plötzlich. Z. wollte wissen, was das wäre, suchte die ganze Umgegend durch und fand nichts. Endlich erblickte er einen großen Hund, der eine starke Kette nach sich schleppte. Das sah Z., der solche Dinge nicht glaubte, mit eigenen Augen. Das Volk aber weiß noch viel mehr zu sagen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 342-343.
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