935. Der Geist auf dem Bleifelsen.

[7] Mündlich.


Zu Neustadt begab sich in einem Hause ein seltsamer Spuk. Halbe Nächte lang hörte man ein Gepolter Treppen auf und nieder, als wenn Jemand toll geworden wäre. Gar lange Zeit beunruhigte die Erscheinung die Inwohner des Hauses, bis es einem kecken, handfesten Burschen gelang,[7] den Geist aus dem Hause in das Gebirge zu treiben. Wie er das angegangen, weiß Niemand zu sagen, indessen so viel ist gewiß, daß der Geist Schuhe von Blei trug, deren er alle sieben Jahre ein Paar verbrauchte. Waren die Schuhe nun abgeschliffen, so stellte er sie auf den sogenannten Bleifelsen hin, bis man ihm andere brachte. Wurde dieß aus Versehen unterlassen, so hörte man alsogleich den alten Lärmen im Hause, bis ein neues Paar Bleischuhe auf den Felsen geliefert war.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 7-8.
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