936. Die Kapelle des heiligen Cyriakus.

[8] Mündlich.


Eine Stunde hinter Neustadt a.d.H., auf der rechten Seite der Straße und Eisenbahn, liegt das Dörflein Lindenberg, über dem ein freundliches Kapellchen auf der Stelle steht, die ehemals die Burg Lindenfels einnahm. Man setzt die Zeit ihrer Erbauung in das Jahr 1550 und erzählt über die Wahl dieser Stelle folgende Legende. Der Erbauer der Kapelle beabsichtigte ursprünglich, dieselbe in's Thal zu setzen, und schon lagen die Steine und Balken daselbst zum Baue bereit. Am nächsten Tage sollte der Bau beginnen. Als man aber in der Frühe auf den Platz kam und den Bau in Angriff nehmen wollte, waren Steine und Balken verschwunden. Nach längerm Suchen fand man sie da, wo jetzt die Kapelle steht. Nun brachte man den ganzen Tag damit zu, das Material wieder herabzuschaffen, um den folgenden Tag das Werk anfangen zu können. Aber als man des andern Morgens wieder kam, war Alles auf der Höhe. Jetzt wurde dem Bauherrn klar, was zu thun sei. Cyriakus selber wollte sein Haus auf dieser Höhe haben, wo man, dem Himmel näher und entfernter vom Getreibe der Welt, inniger beten konnte. Und so wurde denn das Kirchlein auf die Höhe gebracht, wo es noch heute steht.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 8.
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