945. Der Reiterbrunnen.

[20] Mündlich.


Als der kaiserliche General Gallas i.J. 1635 die Stadt Zweibrücken belagerte, verfolgten seine Reiter einen Zweibrückischen, der bei einem Ausfalle aus der Stadt abgeschnitten worden war, und nun, um sich zu retten, durch das sumpfige Wiesenthal sprengte, das sich zwischen dem Dorfe Kirrberg und der Karlslust oder der schönen Waldanlage, welche Herzog Karl von Zweibrücken in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts beim Schlosse Karlsberg anlegte, ausbreitet. Die Feinde kamen dem Flüchtigen immer näher, der sich schon verloren glaubte. Da erblickte er auf einmal mehrere weiße Gestalten, die ihm zuwinkten. Ungesäumt spornt er sein Roß auf sie zu, um bei ihnen vielleicht Rettung zu finden. Als er jedoch in die Nähe des Ortes kam, wo sie sich gezeigt hatten, versanken Roß und Reiter im Sumpfe und kamen nie mehr zum Vorscheine. An der Stelle zeigt man heute noch eine mit Schilf bewachsene, brunnenähnliche, bodenlose Vertiefung – den Reiterbrunnen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 20.
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