967. Die Nonnen im Löwensteiner Wald.

[40] Mündlich.


Eine halbe Meile seitwärts von Esselbach beginnt der Wildpark des Fürsten von Löwenstein, der dort ein herrliches Jagdschloß – die Karlshöhe – besitzt. In jenem Thale, das von der Karlshöhe zum Lindenfurterhof führt, und vom Hafenlohrbache durchschnitten wird, sind schon öfters Nonnen gesehen worden. Unweit der Haselbrücke erblickte ein Mann eine Nonne im weißen Gewande mit einem Bund Schlüssel; sie winkte ihm, mitzugehen und sich nicht zu fürchten. Der Mann folgte ihr auch eine kurze Strecke, als sie ihn aber durch eine Menge Zimmer führte, überfiel ihn eine solche Angst, daß er sie alsbald verließ.

Einst übernachteten zwei Jagdliebhaber im Spessart, denen nächtlicher Weile die Nonne erschienen ist; der Schrecken über dieses Ereigniß war so heftig, daß einer der Jäger mit der fallenden Krankheit behaftet wurde und daran gestorben ist.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 40-41.
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