992. Der blaue Montag.

[56] Mündlich.


Die Würzburger Schneidersgesellen geriethen an einem Sonntage mit den Schustersgesellen in heftigen Streit, der zuletzt in den erbittertsten Faustkampf überging. Die Schneider wurden als die Schwächern besiegt und trugen am andern Tage alle blaue Mäler auf ihren Gesichtern herum. Da sie sich unfähig zum Arbeiten fühlten, so feierten sie am Montage, was später allgemeine Sitte ward. Daher hieß es, wenn Einer am Montage nicht arbeitete: »Der macht einen blauen Montag.« Noch heut zu Tage will sich, (nicht allein bei den Schneidern in Würzburg,) trotz der strengsten Verbote und Maßregeln, der blaue Montag nicht ganz verbannen lassen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 56-57.
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