996. Die Ravensburg.

[59] Mündlich.


Ober dem Dorfe Veitshöchheim erhob sich einst auf einem Berge die Ravensburg, welche von den Bürgern Würzburgs am 3. Dezember 1203 zur Sühne des an ihrem Bischofe begangenen Mordes zerstört wurde. Von der Burg ist jetzt nur noch ein kleiner unscheinbarer Mauerrest übrig, der nur die Höhe eines Kindes erreicht, und an welchem der Wanderer im Thale achtlos vorübergeht.

Die Burg war von Raubrittern bewohnt. Wenn reiche Kaufmannsschiffe den Main hinabfuhren, um die Frankfurter Messe zu besuchen, so erschollen drei Trompetenstöße von den Thürmen der Burg herab und der im Verstecke lauernde Knappentroß stürzte nach dem Mainesufer und beraubte die Vorüberfahrenden. Das Versteck der Wegelagerer wird noch heute in der Nähe des Maines gezeigt.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 59.
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