12. Der Jäger im Untersberg.

[16] L. Steub Aus dem bayerischen Hochlande, S. 167.


Vor Zeiten kam einmal ein Jägerbursch in den Untersberg und blieb ein Jahr darinnen. Als er wieder herausging, hörte er in der Gmain zur Kirche läuten und ein Mädchen sagte ihm, daß ein Seelengottesdienst gehalten werde für einen Jäger, der vor'm Jahr auf dem[16] Berge verloren gegangen sei. Darauf begab er sich in die Kirche, kniete vor das Speisegitter, und als es Zeit zum Opfer war, stand er zuerst auf und ging voran. Nun erkannten ihn erst seine Verwandeten und Befreundeten und verwunderten sich gar sehr, daß der mit dem Opfer ging, für dessen arme Seele sie den Trauergottesdienst hatten halten lassen. Der Jäger hat's aber nur dem Erzbischof von Salzburg erzählt, und sonst Niemanden, wo er gewesen und was er erlebt, starb übrigens schon ein Vierteljahr darnach.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 16-17.
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