124. Die Teufelsmauer, der wilde Jäger und Frau Holla.

[124] Döderlein Antiqq. in Nordgav. Rom. p. 34 bei J.W.Wolf d.M.u. S. S. 578.


Ich bin von einer sonst wohl resolvirten Person versichert worden, daß, als sie zwischen Ober-Hochstatt und Burg Salach, auf dasiger ordentlichen Straße, der Römer Vallum, die Teufelsmauer insgemein genannt, mit einem guten Pferde nächtlicher Weile passirt, so habe das Pferd ungemein geschnaubet und geschnarcht und ganz ungemeine Posituren und Sätze gemacht. Ingleichen erzählet man, also fährt belobter Döderlein fort, daß zu gewissen Zeiten in der Gegend Theilenhofen und Riedern bei dem dicken Walde, Herleshohe genannt, zum öftern ein abscheuliches und fürchterliches Jagdgetöse, bellende Hunde, nebst einem gräßlichen Geheul, Schreien und Rufen der Jäger, und was sonst bei hitzigen, zumal Parforcejagden vorgeht, gehört wurde, welches bei einem furieusen Trieb bald nahe, bald in der Ferne zu sein erachtet wird. Ich selbst bin einst durch diese Gegend gereist, und da hat mir ein Bauer erzählt, daß ihm dieses wüthende Heer einst bei Tage aufgestoßen sei. Er habe nämlich von ferne lauter Schatten auf sich zukommen sehen, da sei er nun aus dem Wege getreten, weil den Bauern dieses Blendwerk nicht unbekannt und habe Pferde, Jagdhunde und Menschen mit Spießen, doch aber nur im Schatten und ohne Geschrei wahrgenommen. Daher halten die gemeinen Leute dafür, wenn eine Weibsperson den Tag vor Weihnachten ihren Rocken nicht abspinne, so käme die Frau Holla und thäte ihr einen stinkenden Possen darein. Weil sie für die heidnische Diana oder Jagdgöttin gehalten wird, so gibt man auch von ihr vor, sie durchstreiche das Land mit einem wilden oder wüthenden Heer, bei welchem man Hunde bellen, Jagdhörner, Jägergeschrei u. dgl. m. höre, aber meistentheils nur bloßen Schatten sehe.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 124.
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