142. Sankt Hiltegund zu Münchaurach.

[139] Ladisl. Sunthem. monast. Franc. ap. Oefele script. rer. Boic. II., 605. Vita S. Hilteg. ap. Oefele I., 625. usw.


Sankt Hiltegund ward mit sechs Schwestern von ihren Eltern adelich und in Gottesfurcht auferzogen. Als aber ihr Vater und Mutter starben, gelobte sie Gott, Keuschheit ihres Leibes zu bewahren. Hierauf nahm sie[139] Graf Göswein von Höchstat, der ihr Freund war, zu sich und hielt sie als seiner Töchter eine. Da ward Sankt Hiltegund durch Graf Herman von Höchstat, Pfalzgrafen bei Rhein, an einen bayrischen Herrn verlobet, der mit großem Volk zu Höchstat lag. Als nun Graf Herman mit dem Bräutigam gen Aurach kam, das zu der selbigen Zeit nur ein Schloß war mit einer Kapelle geweiht St. Peter, ging Sankt Hiltegund früh in die Kapelle, beichtet und empfängt den Fronleichnam unsers Herrn Jesu Christi. Der Bräutigam aber und seine Leute aßen und tranken und wollten darnach gen Bayern auf die Hochzeit reiten. Wie das Sankt Hiltegund vernahm, ging sie abermals in die Kapelle und bat Gott, daß er sie eh ihren Geist aufgeben, als ihre Reinigkeit verlieren lasse. Da verschied Sankt Hiltegund vor dem Altar und ihre Seel ward von den Engeln geführt zu den ewigen Freuden. Dar nach wollt sie der Bräutigam todt heim gen Bayern führen, aber Niemand konnte den Leichnam bewegen, also ward sie auf selber Statt ehrlich begraben. Nach einiger Zeit erschien Sankt Hiltegund Graf Hermans Kapellan und vermahnt ihn, daß er dem Grafen sage, daß er ihren Erbtheil an das Kloster gebe. Aber dieser getraute es ihm vor Furcht nicht zu sagen. Da erschien Sankt Hiltegund dem Kaplan zum drittenmal und gab ihm ungestüm einen Backenstreich, davon er das Zeichen sein Lebtag trug. Da sagte der Kaplan dem Grafen das Wunderwerk, aber der Graf glaubt ihm nicht. Nun ritt Graf Gosweins Sohn, Graf Herman, nach Lamparten zu König Conrad auf den Tag von des römischen Reichs wegen. Und als sie in eine Stadt kamen, da fiel ein Berg über die Stadt, und ward der junge Graf Herman mit vielen andern Menschen erschlagen. Als das Graf Goswein hörte, daß sein Sohn also todt war, da baut er das Kloster und gab all sein Gut darzu, und verließ mit seiner Hausfrau Luitgard Alles, was sie hatten und kamen in das Kloster. Hie wohnte der Graf in Gottesfurcht bei den Menschen, und die Gräfin ließ sich verschließen mit fünf Jungfrauen und lebten tugendlich bis an ihr Ende. Diese liegen zu Münchaurach im Kapitel begraben.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 139-140.
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