154. Die Wunderquelle bei Weidenberg.

[159] Erzählt von K. Teupser in B. Görwitz Sagenschatz v. Oberfr. S. 58.


Die Wunderquelle des Heilbrunnens unweit der Ruine des Pfeiferschlosses bei Weidenberg, wurde im Jahre 1660 von einer Frau, mit Namen Agnes Herrmann, aus dem Filialdorf Warmensteinach, entdeckt. Diese litt seit längerer Zeit an einem kranken Arm, der ihr unsägliche Schmerzen verursachte.

Oft geschieht es, daß man in verzweifelten Lagen Hoffnung und Heil in Unmöglichkeiten und fabelhaften Fügungen sucht – so auch die arme Frau. Als sie nämlich am fürchterlichsten litt, sagte sie zu ihrem kaum sechsjährigen Söhnlein: »du mußt mir helfen, Kind, sonst bin ich verloren!« – da lächelte der Kleine freundlich und sagte: »Ei freilich will ich dir helfen, Mütterchen, wozu hätte mir denn sonst das weiße Männchen im Traume das heilsame Brünnlein gezeigt. Ich weiß den Weg dahin genau und will dich führen.«[159]

Obwohl der Knabe noch niemals diesen Pfad gegangen war, so leitete er doch wirklich die gläubige Mutter an die verheißene Quelle, darin sie den kranken Arm baden sollte. Sie that es und wurde ihres Uebels ledig. Die Genesene verbreitete mit dankbarem Herzen die Kunde von der Wunderkraft des Heilbrunnens und viele Leidende bestätigten diese. Man stellte nachmals einen Opferstock auf, der reiche Spenden für das Gotteshaus Weidenberg aufnahm und endlich die Mittel zu den zwei großen, im Jahre 1738 gegossenen Glocken darbot.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 159-160.
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