195. Das Schneidersloch.

[196] Die vor. Schrift S. 201.


Im Bereich der Burgtrümmer von Lichtenstein befindet sich eine in Stein gehauene Felshöhle, die wird das Schneidersloch genannt. Wildes Gestrüpp bedeckte die Oeffnung, und sie konnte mit einem Steinblock verschlossen werden. Im Innern erblickt man eine Vertiefung am Boden,[196] wie eine Feuerstätte, und eine Art Futteral eingemeiselt, für eine Scheere. Hier soll sich, so geht die Sage, zur Ritterzeit ein keckes Schneiderlein verhalten haben, das lauerte den Knappen auf, wenn sie einzeln mit Beute beladen, in die Burg heimzogen, und erschoß sie tückisch und meuchlings, worauf es dann herausfiel und die Gefällten beraubte. Dieses Wesen trieb das Schneiderlein lange Zeit, bis endlich seine Unthaten an das Licht kamen, da ist es mit feurigen Scheeren und glühenden Nadeln zu Tode gemartert worden.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 196-197.
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