209. Bamberger Wage.

[205] Von K. Simrock. – Manlii loci comm. coll. p. 46. Vita S. Henrici ap. Ludewig I., 307. Hoffmann p. 70. Grimm deutsche Sagen I., 382. Hormayr Taschenb. 1838, S. 144.


Zu Bamberg auf des Kaisers Grab,

Der einst der Welt gebot,

Der ihr Gesetz und Rechte gab

Und hielt bis in den Tod,

Ein Denkmal hat man ihm geweiht,

Das Denkmal ist von Stein –

Da thronet hoch Gerechtigkeit,

Die soll auch steinern sein.


Die Wage hält sie in der Hand

Und so geziemt's der Frau,

Und gleiches Recht ertheilt dem Land

Und allem Volk genau.

Nur eins befremdet euch zu seh'n,

Daß, wie sich deutlich zeigt,

Die Zunge, statt gradein zu steh'n

Sich einer Seite neigt.


Und eine alte Sage spricht,

So hat man mich belehrt,

Verbürgen kann ich's freilich nicht,

Doch scheint's bemerkenswerth:

Wenn einst der Wage Züngelein

Sich mitten inne stellt,

Das soll ein sich'res Zeichen sein

Vom Untergang der Welt.
[205]

Drum glaubt nicht, was Propheten lang,

Schon in die Welt posaunt,

Es ist zum nahen Untergang

Die Welt noch nicht gelaunt.

Posaunen Jericho's, der Schall

Euch viel zu früh entquillt:

Ihr seht ja, daß noch überall

Bamberger Wage gilt.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 205-206.
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