237. Der Commandanten-Pöpel zu Aub.

[230] Mitgeth. von Dr. Zöllner.


In diesem adelichen Hauß haben vor Zeiten, wie der Bürgerschaft und in selbiger Refier bewußt, die adelich Rosenbergische Wittiben nachgehends unterschiedliche Beamten gewohnt, und ist darinn jezuweilen sonderlich zu heylichen Zeiten ein Tumult als ob es von gespenstern geschehe, gehört worden. Dieß hat sich nun nach denen deß 1666ten Jahrs verwichenen Heylige Weihe-Nachts-Feyertagen wiederumb gereget, und in besagtem Haus ein grausames und Erschröckliches Werffen, als wenn es große Stein wären, auch an den Thüren ein Klopfen und Poltern entstanden, bei 15 Tag und Nacht unaufhörlich gewehret, daß es auf den Gassen an zwanzig und dreyßig Burger mit Abscheu und Schröcken angehört haben. Als aber deßwegen Ihro Hochgräflich Excell. Herrn Grafen zu Gleichen und Hatzfeld Caplan nach verrichteten Andächtigen Gebet nicht allein das ganze Haus mit Weihwasser besprengt, sondern auch die Herrn Patres zu Lautenbach auf Unser lieben Frauen Capellen drey heylige Messen, daß Gott die Seel gnädig erhören wolle, gelesen und aufgeopfert, ist zwar der Geist 3 Tag ausgeblieben. Aber am 6ten Januarii 1667 Morgens[230] frühe 6 Uhr wiederkommen, und an der Wohnstuben Thür dreimal angeklopfet, auch bald hernachher von Jung und Alten ein Geschrey entstanden, der Geist lasse sich in dem hintern Baw ganz weiß sehen. Deßwegen abermals viel Volks zugelaufen. Dann hat sich dieser Geist den 7ten Januarii an gemeldetem Ort wiederumb präsentirt, und weil solches ehe gedachter Caplan herzukommen, bis Nachmittags 4 Uhr gewehret, hat der Apotheker daselbst, welcher Evangelisch, zwar den Geist angeredet, der ihm aber nicht geantwortet. Nach diesem hat mit Rath und Gutachtens Herrn Amptmanns erstgemeldeter Herr Caplan in der Kirchen drey Degen geweihet und mit dem Cruzifix voran auf dem Bau gestiegen, sodann mit den Geweyheten Degen in alle Ecken herumgestochen und gehauet. Als man aber nichts antreffen noch fühlen können hat der Caplan angefangen und gesagt. Ich habe Dich Geist verschworen, du mußt weichen, und darauf mit dem Amptmann in das Haus und den Garten gangen, um zu sehen, ob das Spectrum nicht mehr kommen würde. Da aber der Caplan kaum in das Haus hineingewesen, ist er wiederumb zurückberufen und ihme angedeutet worden, daß der Geist wieder erschienen sey. Ob nun wohl bemeldter Caplan hierüber, bevorab weillen der Geist über ein klein Weil sich wiederumb praesentirt, sehr erschrocken, hat er jedoch demselben zugeschrieen und befraget, Was sein Anliegen und Beschwerden seyen, solle solches offenbaren und erkennen geben. Hierauff ist der Geist alsbald wiederumb verschwunden, bald hernachher aber eine Stimme weinend gehört worden. Als nun deßhalb oft besagter Caplan pro defunctis zu beten angefangen hat, inmittelst das Spectrum wieder herausgesehen, und so oft der Name Jesus genannt worden, sich geneigt. Und hatte nach geendigtem Gebet der Caplan gegen den Geist mehrmalen adjurationes gethan mit Vermelden, wenn ihm zu helfen seye, er Caplan es thun wolle, wie er auch bereits 3 Hl. Messen für selbigen zu lesen versprochen. Dann hat der Geist mit einer Stimme, als ob er weinete, geantwortet, fünf Heylge Messen. Herr Caplan fragete ferner, ob sonst weiter nichts zu thun, der Geist geantwortet, Almosen geben. Herr Caplan weiter, Wenn nun die 5 Heyl. Messen gelesen, Almosen ausgegeben worden, ob ihm dadurch geholfen würde, und er alsdann den Ort quittiren wollte. Der Geist alsbald mit Ja geantwortet und wiederumb verschwunden. Hierauf nun seind den 8ten Januarii die Heyl. Messen 5 Tag nach einander gelesen, darzu die Burgerschaft Katholisch und Evangelisch zum Opfer gegangen die 3 Geistlichen mit den Armen jedesmal ihr Gebet gegen Gott verrichtet[231] und aufgeopfert, sodann das Almosen an selbigem Ort, wo der Geist sich sehen lassen, ausgetheilt worden. Seithero, Gott sey Lob und Dank gesagt, hat man weiter nichts gehört noch gesehen. Derowegen gedachter Herr Commandant zu ewigen Zeiten ein Gestift gethan jährlich den 3ten Tag nach Johannis Evangelistae vor alle nothleidende Seelen in der Pfarrkirchen zu Ayb 3 heilge Messen zu lesen und darauff das Almoßen auszutheilen.

So geschehen in Auw den 6ten Januarii 1667.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 230-232.
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