239. Von der Franken Ankunft in Frankenland.

[232] Fries Vorr. z. Wirtzb. Chron. Gropp Wirtzb. Chron. I., 13.


Um das Jahr des Herrn 319 zogen die Franken aus Niederland den Schwaben wider die Römer zu Hülfe und schlugen diese aus dem Land hinaus. Indem trug es sich zu, daß zwei Kriegsmänner, deren einer, Adalbert genannt, ein Schwab, der andere ein Thüringer, Günther geheißen, miteinander der Beut' halber zu beschwerlichem Unfrieden kommen. Der Schwab zeihet den Thüringer, er hätte etliche Ding aus der geschwornen Beute gestohlen. Das widersprach der Thüringer und schalt den Schwaben einen Lügner. Dagegen erbot sich der Schwab, solche That mit dem Kampf auf den Thüringer zu bringen. Und als sich jedes Volk des seinen annahm, ward ihnen der Kampf erkannt; den thaten sie auch von Stund' an und ward der Günther von dem Adalberten erschlagen; und da man seinen todten Leichnam entwaffnet, ward der Diebstahl bei ihm funden. Diese öffentliche Schand' verdroß die Thüringer sehr und schwuren ihrer bei hundert zwanzig, daß sie solche Schmach rächen, und weder Fleiß, Mühe noch Gefährlichkeit meiden wollten, bis sie den Adalbert auch umgebracht hätten. Und in folgender Nacht kamen sie für das Gezelt, darin Adalbert lag und forderten, diesen herauszugeben. Die Schwaben im Gezelt gaben ihnen im Anfang freundliche Antwort, vermeinend, sie damit gütlich abzuweisen. Als sie aber nicht nachgelassen, sondern den Adalberten mit Gewalt haben wollten, griffen sie zu ihren Wehren, und schlugen die Thüringer fast alle zu Boden. Etliche, die entflohen waren, brachten die Mähr' in das Land der Thüringer, die waren ob dieser That sehr bewegt, zogen auch von Stund an mit bewehrter Hand über die Schwaben, die hatten sich mittler Zeit auch bereit gemacht, und griffen beide Theil einander mit Grimm und Ernst an. Die Franken schlugen sich in die Sache, konnten aber keinen Frieden machen. Doch brachten sie es letzlich zwischen ihnen zu einem dreijährigen Stillstand. Nach Ausgang dessen fingen die Schwaben an, den Krieg zu erneuern, schrieben auch den Thüringern offene Vehde zu. Als aber die Thüringer besorgten, daß sie den Schwaben nicht stark genug sein möchten, baten sie die Franken abermals um Unterhandlung und Beistand. Die sendeten ihre Botschaft zu den Schwaben und erlangten bei ihnen noch einen dreijährigen[233] Stillstand. Aber mittler Zeit schickten die Franken auf der Thüringer Begehren zu zweimalen bei viertausend Franken herauf an die Saal und den Main, die nahmen das Land ein, das zwischen den Schwaben und Thüringern gelegen ist und auf diesen Tag den Namen von ihnen hat, ließen sich mit Weib und Kind nieder, und fingen an, das Feld zu bauen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 232-234.
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