241. Vom Bischof Braun (Bruno) zu Würzburg.

[236] J. Müller Würtzb. Chronik. p 364. Fries Würzb. Chron. 1847, S. 158. Gropp Wirtzb. Chron. I., 209. Ertl relatt. cur. Bav. S. 107 u.A.


Braun war ein hochgelehrter frommer und einsichtsvoller Fürst. Einmal mußte er den König Heinrich (III.) auf einem Heereszuge nach Ungarn begleiten. Als das Schiff, auf welchem sich der Kaiser mit Braun befand, gerade den Donaustrudel bei Grein passirte, erhob sich plötzlich auf der Spitze des Felsens am rechten Ufer eine gespenstige Erscheinung in Gestalt eines unförmlichen schwarzen Mannes, welcher dem Schiffe mit schrecklicher Stimme zuschrie: »Hörst du, Bischof Braun, wo willst du hin? Du wirst mir nicht entfliehen; wohin du auch gehest, bleibst du doch mein. Zwar habe ich diesmal nichts mit dir zu schaffen, doch werde ich in Kürze wieder bei dir sein.« Alle, die auf dem Schiffe waren, erschracken heftig ob dieser Anrede und bezeichneten sich mit dem heiligen Kreuze, worauf das Gespenst verschwand. Der Kaiser nahm des Abends im Schlosse Boissenburg sein Absteigequartier. Als er nun nach dem Abendessen in Gesellschaft des Bischofs Braun, des Abtes Alman von Seusenstein und der Hauswirthin Gräfin Reichilt in einem Sommerhause nächst der Donau sich an der frischen Luft und Aussicht weidete, brach mit einem Male der morsche Boden des Sommerhauses ein und die vier Personen fielen in den unteren Stock hinab, wo sich eine Badestube befand. Kaiser Heinrich fiel unbeschädigt mitten in eine mit Wasser gefüllte Badewanne, Bischof Braun aber starb acht Tage darnach am 27. Mai 1045.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 236.
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