255. Der Schornsteinfeger am Fischmarkt.

[249] Mündlich.


Auf einem Schornstein des Fischmarktes zu Würzburg war früher ein Schornsteinfeger abgemalt zu sehen. Davon erzählt die Sage: Nach der Schlacht bei Nördlingen rief der schwedische Heerführer, welcher damals in Würzburg lag, seine Leute auf dem Fischmarkt zusammen und verkündigte ihnen in schwedischer Sprache, damit es die Würzburger nicht merkten, was bei Nördlingen vorgefallen, und wie man sich schleunigst aus Würzburg zurückziehen müsse; vorher sollte jedoch die Stadt noch einmal männiglich geplündert werden. Diese Anrede hörte Niemand mit an als ein Schornsteinfeger, der aus dem Versteck eines benachbarten Schornsteines lauschte. Derselbe hatte sich früher als Handwerksbursche ein wenig in Schweden umgesehen und so viel von der Sprache gemerkt, daß er die Würzburger alsogleich von der drohenden Gefahr benachrichtigen konnte. Wie das der Magistrat hörte, traf er schnell geeignete Maßregeln, und so mußten die Schweden diesmal mit leeren Säcken aus Würzburg ziehen. Zum Angedenken dieser Begebenheit wurde ein Schornsteinfeger auf den Schornstein eines Hauses am Fischmarkt gemalt.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 249.
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