264. Das Kreuz bei Reußenberg.

[257] Reußenberg Ruine bei Gemünden. – B. Baader in Mone's Anzeiger IV., 409.


Von der Burg auf dem Reußenberg ging jeden Abend eine Magd auf den eine halbe Stunde davon entfernten Sodenberg zur Spinnstube. Um schneller hin und her zu kommen, machte sie einen Bund mit dem Teufel. Eines Abends, als sie wieder heimkehren wollte, regnete es fürchterlich. Die Sodenberger Burgleute redeten ihr zu, noch da zu bleiben; sie aber entgegnete: »Ich gehe fort, und sollte ich auf einem[257] Bock heimreiten!« Wirklich stand auch ein Bock für sie bereit, den sie bestieg, und mit ihm gegen den Reußenberg ritt. Aber ihre Zeit war aus, und in der Hälfte des Weges wurde sie vom Teufel umgebracht. Auf dem Platze, wo dieß geschehen, steht noch heutiges Tages ein steinernes Kreuz.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 257-258.
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