268. Die Schlacht am Salzflusse.

[261] Von J.B.Goßmann. – Die Schlacht mag im. J. 57-58 n. Chr. in der Gegend von Kissingen vorgefallen und dem Grabfelde vielleicht von den Gräbern der erschlagenen Katten sein Name geworden sein. G. Th.Rudhart a.a.O. S. 30.


Siehst du's von jenen Bergen niederziehen

Mit Sturmeseil' in zott'gen Bärenfellen?

Hörst du der Schlachtenhörner Melodieen

Wie gräßlich sie, verstärkt durch's Echo, gellen?

Es scheint der Fluß, als woll' er scheu entfliehen,

In seinem Bett mit Grau'n sich aufzuschwellen!

Dem Lande weh, dem diese Rache schwuren,

Das sind die fürchterlichen Hermunduren!


Und hörst du's klirren auf der andern Seite,

Und siehst du drohend es dort niedereilen?

Sie schwingen Aexte, wie zum nahen Streite,

Und durch die Wälder schallt ein gräßlich Heulen,[261]

Daß Schrecken bei dem Gegner sich verbreite!

Dem Lande weh, wo diese feindlich weilen,

Es hüllt sich ein in Nacht und Todesschatten

Vor ihrem Grimm; das sind die wilden Katten!


Und horch! schon mischen sich im Schlachtgefilde

Geheul und Ruf und Kampf und Hörnerklänge!

Schon rasseln dumpf auf Schädel und auf Schilde

Streithämmer ein und Kolben im Gedränge,

Und wilder stürzt zum Streit heran der Wilde,

Begeistert durch der Barden Schlachtgesänge!

Die Helme sind Geweih und Löwenrachen,

Die Panzer aber Häute schupp'ger Drachen!


Wie mähen ungeheure Sichelwagen

Im dichtesten Gewühl die Heldenschaaren!

Und dichter wirrt der Knäul sich! Weiber tragen

Die Todten fort, und werden überfahren!

Um deine Quellen ward die Schlacht geschlagen

Du Saale dort, von heulenden Barbaren,

Und als die Nacht sich senkt' auf deine Fluren,

Da floh'n die Katten vor den Hermunduren.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 261-262.
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