273. Wie Kissingen vor den Schweden gerettet ward.

[265] Laur. Helbig alveare cath. p. 874. Gropp coll. nov. script. Wirceb. II., 95. Bechstein S. 132.


Unter der Anführung Reichwalds näherte sich ein Trupp Schweden dem Städtlein Kissingen. Sie lagerten sich in aller Stille auf den benachbarten waldigen Höhen, mit der Absicht, zur Nachtszeit den Angriff zu machen. Nun traf es sich, daß zur selben Zeit etliche Krämer, vom Jahrmarkte heimkehrend, des Weges zogen. Diese bemerkten den im Hinterhalte lauernden Feind und setzten alsbald die Kissinger von der bevorstehenden Gefahr in Kenntniß. Da versammelten sich die Bürger und wandten zu allererst ihre Blicke zur gnadenreichen Mutter des Herrn und begaben sich in ihren Schutz mit frommen Gelübden. Darauf faßten sie Muth und rüsteten sich wacker zum hartnäckigsten Widerstande. Wie nun die Schweden heranrückten und anfingen, das Städtlein zu berennen, wurden sie bald von denen auf der Mauer zurückgeschlagen. Als sie sich aber ermannten und den Angriff erneuerten, fand sich unter den Kissingern ein Bürger, Peter Heil mit Namen, der kam auf den Einfall, man[265] sollte alle Bienenkörbe von ganz Kissingen zusammenbringen und von den Mauern hinunter auf die Feinde werfen. Also geschah es. Zahllose Bienenschwärme stürzten sich auf die betroffenen Feinde und brachten sie mit ihren Stichen in solche Verlegenheit, daß sie den Belagerten gegenüber wehrlos sich in aller Eile auf die Flucht begaben. Die Kissinger aber zogen zum Dank für so wunderbare Rettung alljährlich am dritten Fastensonntag in Prozession von der Pfarrkirche nach dem Kirchlein der Muttergottes, deren Schirm und Schutz sie gefunden hatten. Dem Peter Heil wurde als Denkmal ein steinerner Kopf am Rathhaus gesetzt, den man noch heutiges Tags sehen kann.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 265-266.
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