322. Kaspar von Spangenberg.

[320] Von LudwigSchandein. – Westricher Mundart.


Der Spangebergkaschber e' batziger Held:

Der stehlt sich em Kaiser sei' Märe,

Un frot nir noh Kaiser, noh Gott un der Welt –

Sie flüchte un dun sich verklere.

Un dief im Gewäll

Uf hemlicher Stell

Schafft luschtig der Mauer- un Zimmergesell.


»Mei' Schlößche is fertig, wie schö' sich's drei' wont –

O jerum, das gebbt d'r e Lewe!

Doch bin jo die Bauleut noh Müh net belont:

E' Winkuf den will ich noch gewe!« ...

Sie schlofe, schun voll,

Die Hütt brennt wie toll:

Das dur er, daß niemand verrore was soll.


Un jemand vun Worems sei' Märelche sucht,

Der rest als e' resender Ritter:

»Verflucht sei der Räuber, uf ewig verflucht!«

Der Weg werd dem Ritter was bitter.

Doch dief im Gewäll

Uf hemlicher Stell

Do schimmert im Schlößche e' Lichtelche hell.


Der Ritter kloppt an, m'r fehrt en in Sal,

Wer is es? sei' leibhaftig Märe!

Doch mahn er nir sah', hot Luscht do un Qual –

Er loßt sich im Schloß erum fehre.

»Mei' Mann is net do,

Kummt ball awer noh!«

Ball binse beisamme un zeche wie froh.
[320]

Sie zeche wie froh un es krest ah das Horn,

Der Kaschber der macht was de Dicke;

Er kummt uf de Kaiser, den nemmt er ufs Korn:

Der Ritter kann's kam noch verschlicke;

Geht früh in der Stunn,

Die Auhe verbunn –

Ei hätt wul der Ritter das Schloß noch gefunn?


Un ball druf is Lärme un Schrecke im Schloß,

Verrammelt bin Dore un Dehre

M'r merkt schun de' Schnuppe, do geht ebbes los;

E' Ritter dut Einloß begehre.

Ob früh in der Stunn,

Die Auhe verbunn,

Der Ritter – der Kaiser! hot's Schloß doch gefunn.


Sie flüchte durch 's Fenschter in eiliger Not,

Sie han in de Hänn sich im Springe:

Ehr luftiges Klädche das schuzt se vor'm Dod –

Doch dut m'r se drunne umringe.

Sie werre versprengt,

Der Kaschber gehenkt,

Un's Märe? – das werd eme' ann're geschenkt!

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 320-321.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Holz, Arno

Papa Hamlet

Papa Hamlet

1889 erscheint unter dem Pseudonym Bjarne F. Holmsen diese erste gemeinsame Arbeit der beiden Freunde Arno Holz und Johannes Schlaf, die 1888 gemeinsame Wohnung bezogen hatten. Der Titelerzählung sind die kürzeren Texte »Der erste Schultag«, der den Schrecken eines Schulanfängers vor seinem gewalttätigen Lehrer beschreibt, und »Ein Tod«, der die letze Nacht eines Duellanten schildert, vorangestellt. »Papa Hamlet«, die mit Abstand wirkungsmächtigste Erzählung, beschreibt das Schiksal eines tobsüchtigen Schmierenschauspielers, der sein Kind tötet während er volltrunken in Hamletzitaten seine Jämmerlichkeit beklagt. Die Erzählung gilt als bahnbrechendes Paradebeispiel naturalistischer Dichtung.

90 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon