339. Eberhard von Randeck.

[339] Von LudwigSchandein. – Westricher Mundart.


Zu Leining in der Sähmül

Do spukt's, do geht e Gescht:

Ich will der's glei verzäle,

Wann du es noch net wescht.


Der Ewerhard vun Randeck,

Der wüschterlich Patron,

Der wollt em Graf vun Leining

Sei' Kinn for Lieb un Lon.


Der Graf der dut's net leire,

Dem Fräle vorem graut,

Es hot jo ah sei' Sach schun:

Seit korzem is es Braut.


Mei' Ewerche werd würig,

Verstellt em Tritt un Schritt,

Un bult um ebbes annerscht,

Un bult als alle Ritt.


Wes nimi sich se helfe,

Do denkt er uf sei' Dod;

So geht er dann zum Müller

Un halt mit sellem Roth.


Das Fräle hot e' Junfer,

E' schönes junges Blut;

Die will 's em Ewer gewe,

Die Junfer is em gut.


Sie gehn minann spaziere:

Mol Bräutigam un Braut,

Der Graf un unser Ewer,

M'r dut so lieb, vertraut.


»Wie schö' is do die Aussicht,

Un Schönes sieht m'r viel!« –

»Noch schöner« – saht der Ewer –

»Is drunne in der Mül!« –


Glei gehn se hin se gucke,

Wie dreht sich rasch das Rad!

»Das muß m'r recht besiehe!«

Der Ewer wierer saht.


Sie gehn do immer näher,

Besiehn die neue Mül,

Un zwerghin üwig's Werk fehrt

E dünni dünni Diel.


Die Braut die soll vorauser,

Es is ehr net so drum;

Je meh' der Ewer zuredt,

Je meh ah steht se stumm.


Do soll voraus ehr Märe,

Das hot ke' grosi Not:

E' Tritt, e' Krach, e' Storz! un –

Die Rärer reiwen's dod.


Der Ewer fart zum Stos aus,

Möcht ah die Braut enei';

Zum Glück do siehts der Graf noch:

Fallt eilings uf en drei.


De' Müller un de' Ewer,

Den wüschterlich Patron,

M'r bindt se fescht sesamme –

So kriehe se de' Lon.
[340]

Der Ewer is geköppt worr,

Zu ewiger Schimp un Schann,

Der Müller is ins Loch kumm –

Un mußt dann aus em Lann.


Die Leich vum arem Märe,

Zu Krümmelcher verfetzt,

Zu Hönninge im Kloschter

Do word se beigesezt.


Un heut noch in der Sähmül

Do spukt's, do geht e' Gescht:

Das is der würig Ewer,

Wann du's verleicht net wescht.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 339-341.
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