340. Das steinerne Kreuz.

[341] Auf einer Anhöhe bei Winnweiler steht ein steinernes Kreuz. Dort jagte einmal ein Reitersmann im einsamen Wald, da brach der Abend herein, und Finsterniß bedeckte Weg und Steg, also daß der Reiter sich der Führung seines guten Rosses überlassen mußte. Das Roß aber kannte den Weg und trug ihn ungefährdet durch die Nacht von dannen. Auf einmal stand es plötzlich still und konnte durch kein schmeichelndes Wort, auch durch keinen Sporn mehr angetrieben werden. So mußte der Reitersmann absteigen und auf derselben Stelle im dunkeln Wald sein Nachtlager nehmen. Als er nun des Morgens erwachte, wie sehr erstaunte er nicht, da sich vor seinen Augen ein gähnender Abgrund aufthat, an dessen Rand er geschlummert hatte. Wäre sein treues Roß gestern einen Schritt weiter zu bringen gewesen, so hätte der Ritter sein Grab in der Tiefe gefunden. Freudig kniete er nieder und dankte Gott für seine wunderbare Rettung, und ließ nachmals auf jener Stelle ein steinernes Kreuz zum Andenken für ewige Zeiten errichten.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 341.
Lizenz:
Kategorien: