341. »Melchior, wie du willt!«

[341] Von Laurian Mooris – Sage von Falkenstein nördlich von Winnweiler. P.A. Pauli Gemälde von Rheinbayern S. 120. Fr. Weiß maler. u. romant. Pfalz S. 122. M. Frey Beschr. d. Rheinkr. III., 151.


Mannen steh'n vor Falkenstein.

»Gott es ist der Bruder mein!

Wohlbewappnet steht sein Troß,

Niederreißen wird er wild

Ueber'm Kopfe mir das Schloß:

– Melchior, wie du willt!«


Und von außen tönt es laut:

»Kommt, Herr Bruder 'mal und schaut,

Habt beleidigt meine Ehr',

Kann's vergessen nimmermehr,

Nur versöhnen wird's der Speer,

Drum hieher! – hieher!«


Und der Graf von Falkenstein

Oeffnet drauf das Fensterlein;

Blicket stumm und blicket lang

Auf des Bruders Speer und Schild,

Und ergebend spricht er bang:

»Melchior, wie du willt!«


Doch erweicht ob solchem Sinn,

Ruft ihm jener gnädig hin:

»Friede zwischen dir und mir;

Doch von nun an zier ein Bild

Mit dem Spruch die Veste hier:

›Melchior, wie du willt!‹«

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 341-342.
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