357. Die Teufelsstraße bei Ried.

[359] Mitgeth. v.K. Böhaimb.


Zwischen Dollenstein und Kunstein ist ein sumpfiges, von felsigen Bergen eingeschlossenes Thal, durch welches von Dollenstein bis zu dem kleinen Dorfe Ried hie und da Steine hervorstehen, die einem Straßen-Bruchstück gleichen. Das Volk erzählt davon:

Eine Bäuerin zu Ried hatte mit dem Teufel einen Bund eingegangen und selbem ihre Seele verpfändet. Als ihre Todesstunde nahte, ließ sie den Kaplan von Dollenstein holen. Diesem widersetzte sich der Teufel mit listigen Vorwänden, allein der Priester wußte ihn dahin zu bringen, daß er ihm bis Ried folgte und sogar eine Steinstraße bahnte, was also[359] geschah, daß er immer vor die Füße des Geistlichen Steine warf, bis dieser Ried erreicht hatte. Die von Reue zerknirschte Bäuerin empfing die heil. Sakramente. Der Teufel war um ihre Seele betrogen und ließ aus Aerger bei seiner Flucht das noch sichtbare Straßenstück liegen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 359-360.
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