361. Der Feuerhund im Schlosse zu Hüting.

[362] Hüting bei Neuburg an d. Donau. – A. Böhaimb in: Beiträge zur Gesch. d. Bisthums Augsburg von A. Steichele I., 372.


Oben im dunkeln Gewölbgange der Veste von Hüting lagen einst unermeßliche Schätze verborgen, auf denen ein großer feuerspeiender Hund mit glühenden Augen als Wächter ruhte. Es gab vor Zeiten beherzte Männer genug in der Gemeinde, aber keiner hat es gewagt, den Mammon zu erheben. Endlich vor mehr als hundert Jahren stieg ein verwegener Hirtenknabe in das schauerliche Gewölbe. Nach drei Stunden kam er wieder an die Thüröffnung zurück, stürzte aber da sogleich ohnmächtig zusammen. Man brachte ihn mühsam auf der heimlichen Stiege in das Dorf hinab, wo er wieder zum Bewußtsein kam; allein ihm war das Sprachvermögen verschwunden. Er vermochte nur durch Geberden die ihm gewordenen schrecklichen Erscheinungen anzudeuten und starb am dritten Tage. Nun war der Bann gelöst, der Feuerhund mit dem Schatze versunken und die Spuckgeister, die zu heiligen Zeiten die Ruine umschwebten, ließen sich fortan nicht wieder sehen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 362.
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