362. Der steinerne Mann.

[362] Graßegger im Neub. Lok.-Bl. v.J. 1829. N. 8. S. 23. Ballade von A. Reisach in Pfalz-Neuburg. Provincialblätter I, 111 ff.


Zwischen Hüting und Mauern unweit Neuburg an der Donau ragt in dem Thale ein niederes, einem liegenden Manne mit gekreuzten Armen gleichendes Felsstück aus dem Boden. Zu seinen Füßen liegt ein zweiter Stein, welcher wie ein Laibbrod aussieht. Dieser Felsen heißt »der steinerne Mann«; davon geht die Sage. Es war ein Bauer von Baring (Bergen), der hatte ein geiziges und hartes Herz gegen seine Nebenmenschen und behandelte sein Gesinde gar nicht, wie es einem ehrlichen christlichen Hausvater zukommt. Als dieser einmal auf das Feld hinausging und seine Leute beim Morgenbrod sitzend antraf und sah, wie sie sich einen guten Bissen schmecken ließen, ließ ihm der blasse Neid keine Ruh und er rief aus: »ich wollte, ihr fräßet Steiner statt Brod!« In demselben Augenblicke krachte es wie ein gewaltiges Donnerwetter, ein Blitz fuhr hernieder und schlug den »bösen Jackel« in den Boden hinein. Da liefen die Leute hinzu und sahen mit Schrecken das göttliche Strafgericht, denn der geizige Bauer war in Stein verwandelt.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 362-363.
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