399. Albertus Magnus rettet den Papst.

[416] Bruder Albrecht war wohl bekannt mit dem Papste. Es geschah aber, daß er mit demselben lustwandelte, und sie wollten in einem Schifflein auf der See fahren, und nahmen nur wenige von des Papstes[416] Dienern mit sich. Nicht lange darnach sah der Papst wohl sieben Schiffe mit Kriegsvolk, das war wohl geharnischt und wohl bewehrt. Der Papst begann zu verzagen und das mochte er wohl mit Recht, denn sie umringten sein Schiff und kamen näher, um ihn zu fangen; von Sicilien waren sie und Manfred (Kaiser Friedrichs II. Bastardsohn) hatte sie gesandt, weil der Papst Herrn Friedrich mit seinem Bannfluch belegt hatte; das wollten sie rächen an ihm und hatten alle Tritte des Papstes erspäht. Hätte Bruder Albert ihn nicht geschirmt, er wäre ihnen nicht entgangen. Große Angst befiel den Papst und Alle, die mit ihm waren, nur nicht Bruder Albert. »Ergebt euch,« riefen die Feinde, »oder ihr seid des Todes!« Der Papst sprach: »Was sollen wir thun, lieben Freunde? Ist keiner unter euch, der uns rathen kann, wie wir entkommen mögen?« Bruder Albert sprach: »Herr, ich könnt' uns wohl von ihnen befreien, aber es wäre gegen euer Gebot. Hätt' ich Urlaub hier, meine Kunst zu gebrauchen, sie sollten Alle fliehen in Furcht und Angst.« Der Papst sprach: »Albert, thu' das, ich gebe dir Urlaub dazu für nun und für dein ganz Leben; thust nichts Arges damit, dann absolvire ich dich von aller Sünde dabei.« Das hatte der Papst kaum gesagt, als die Andern flohen, wie wenn der Teufel sie gejagt hätte, so großer Schrecken überfiel sie; sie meinten, die ganze Welt wäre über sie hergefallen. Also wurde der Papst gerettet durch Bruder Albert und kam ohne einigen Schaden nach Rom. Bruder Albert hatte aber dadurch die Erlaubniß gewonnen, frei und sonder Sünde die schwarze Kunst zu üben.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 416-417.
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