407. Der Hoimann und das wilde Gejäg um Wertingen.

[429] (Mittermaiers) Sagenbuch 1850 S. 159.


Es trieben sich früher um Wertingen zwei Kobolde herum, welche dem nächtlichen Wanderer den Weg oft sehr sauer machten. Der erste ist der berüchtigte Hoimann, so genannt, weil er immer mit dem Rufe: »Hoi, hoi« sich kund gab. Besonders hatte er es darauf abgesehen, die Leute irrezuführen. Bald erschien er als wundersamer Zwerg, mit einem dunkelrothen Mantel und einem großen Hute mit zurückgeschlagener Krempe. Der Wanderer sah ihn plötzlich vor sich hergehen, ohne zu wissen, woher er gekommen. Mit grinsendem Lächeln winkte er immer und unwillkürlich mußte ihm dieser folgen, bis er ihn endlich irre geleitet hatte. Er erhob hierauf ein durchdringendes Gelächter und verschwand, und in weiter Entfernung tönte dann wieder sein: hoi, hoi!

Bald kam er als große, magere Gestalt, einen grauen Mantel nachläßig über die Schulter hinabhängend und schaute dem Wanderer schnurgerade und unverrückt in's Gesicht, so daß dieser sich nicht rühren konnte und wie hingebannt dastand. Nach einigen Minuten verschwand er wieder. Wenn Pferde ihn schreien hörten, schnaubten sie ängstlich und waren keinen Tritt weiter zu bringen und Hunde suchten winselnd Schutz unter ihres Herrn Füßen.

Die zweite Erscheinung ist das »wilde Gejäg.« Der Wanderer hört plötzlich von ferne eine herrliche Musik und ein lieblicher Geruch duftet ihm entgegen. Er wird dadurch so begeistert, daß es ihn unwillkürlich nach jener Gegend zieht. Wie täuscht er sich aber, wenn er näher kommt! Die vorher so bezaubernde Musik ist jetzt abscheuliches Geschrei und Pfeifen, und der liebliche Geruch unerträglicher Gestank. Da rauscht es plötzlich über seinem Haupte dahin, wie das Brausen des Sturmwindes und eine Menge Raben fliegen in der Luft. Nicht selten nahm es auch schon Leute mit und trug es mehrere Meilen weit fort.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 429-430.
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