409. Das Kreuzbild zu Biberbach.

[433] (Mittermaiers) Sagenbuch 1850 S. 145.


Der unglückliche Schwedenkrieg ließ auch Wertingen nicht verschont. Die Kirche, ja selbst der Ort des Heiligsten, der Tabernakel wurde erbrochen und die Hostien auf dem Boden herumgestreut. Ein würtembergischer Fuhrmann, der Wein nach Augsburg führte, fand auf der Straße im Kothe ein Kreuz liegen, wie es von den wilden Horden zertreten und mit Unflath ganz überzogen war. Der Fuhrmann, dem es in der Seele wehe that, daß das Bildniß seines Erlösers von unheiligen Händen so geschändet wurde, hob es auf, legte es auf seinen Wagen und fuhr wieder weiter. Als er in Biberbach den Berg hinauf fuhr, blieb plötzlich der Wagen stehen und konnte trotz der größten Anstrengung der Pferde[433] nicht weiter gebracht werden. Man eilte ihm zu Hilfe, spannte mehrere Pferde an den Wagen, allein auch dieses half nichts. Endlich zog man das Kreuz hinter den Fässern hervor und siehe! der Wagen konnte wieder ungehindert dahinziehen. Dieses Kreuz prangt noch heute in der Wallfahrtskirche in Biberbach auf dem Altare und gläubig wandeln viele Tausende nach dem Gnadenorte, wo der Heiland auf so sichtbare Weise ausgesprochen hat: »Hier will ich wohnen!«

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 433-434.
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