419. Kloster Oberschönenfeld.

[443] Mitgeth. von K.A.Böhaimb.


Romantisch im freundlichen Schmutterthale, drei Stunden von Augsburg, liegt das Kloster Oberschönenfeld, dessen Entstehung die Sage berichtet.

Graf Mangold von Wörth, Herr der Grafschaft Burgau, der auf einer stattlichen Burg zu Anhausen wohnte, verirrte sich auf der Jagd und traf in tiefer Wildniß einen Einsiedler, der in hölzerner Klause Gott diente. Graf Mangold forschte nach der Lebensgeschichte des Waldbruders und dieser erzählte, wie seine Frau Mutter durch des Vaters Jähzorn auf seinem Schlosse zu Anhausen schmählich ermordet worden, wie dann bald darauf sein Herr Vater gestorben und er demselben noch vor seinem Absterben zur Sühne dieser Schuld und zur Abbüßung eigener Jugendsünden eine Wallfahrt in das heilige Land gelobt habe, wie er diese angetreten und einem jüngern Bruder Hab und Gut hinterlassen, endlich seine Wallfahrt glücklich überstanden und in diese Wildniß zurückgekehrt sei, um Gott zu versöhnen. Wie erstaunte Mangold bei dieser Erzählung: der gute Waldbruder war kein Anderer, als sein todt geglaubter Ahnherr. Freudig und schmerzlich zugleich war dieß Erkennen, denn der fromme Mann hatte keine Lust, seine Klause je wieder zu verlassen. Oft noch hat ihn Mangold besucht und fromme Lehren von ihm empfangen, bis er einstmals seine Leiche traf. Da ließ Mangold auf seinem Grabhügel eine Kapelle bauen zum Oberhof, nun Weiherhof genannt; in dieser Kapelle haben zwei adeliche Kammerfräulein aus dem Geschlechte des Grafen Mangold mit noch drei Augsburgerinnen gelebt und ein Klösterlein gegründet, deren Vorsteherin sie Meisterin nannten. Diese Frauen führten einen erbaulichen Lebenswandel, so daß Siboto, Bischof von Augsburg, sich ihrer annahm und durch seine Hilfe um 1168 das Kloster Oberschönenfeld entstand, welches sich nachmals durch verschiedene Schankungen vergrößerte und bis auf diesen Tag blüht.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 443-444.
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