441. Die Märtyrer auf dem Kreuzberg.

[462] Weilheimer Wochenbl. 1839, N. 33.


Als die wilden und grausamen Hunnen im neunten Jahrhundert Deutschland heimsuchten, kamen sie auch nach Oberbayern, wo sie in den damals zahlreichen Klöstern raubten und mordeten. Als der Abt Thireto von Wessobrunn Nachricht von der Ankunft dieser Barbaren bekam, stellte er seinen Brüdern frei, ob sie sich durch die Flucht retten, oder auf ihrem Posten den Tod für Jesus erwarten wollten. Nun blieben sechs Ordensmänner bei dem heiligen Abte, welcher sich mit ihnen, als die Hunnen naheten, auf einen Hügel begab, wo sie mit christlicher Hingebung sich zum Tode bereiteten. Wirklich jagten ihnen die Barbaren nach, da sie das Kloster leer fanden, und ermordeten dieselben Alle auf Einem Stein. Die Einwohner von Wessobrunn begruben nachher die christlichen Helden auf dem Platze ihres Todes und pflanzten zum Gedächtnisse ein Kreuz auf die Grabstätte, daher der Name »Kreuzberg« gekommen. Später wurde eine Kapelle von Holz erbaut und im Jahre 1591 ein Kirchlein von Stein, aber die Reliquien der Heiligen versetzte man in die Kirche des nahegelegenen Klosters.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 462-463.
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