466. Fritz von Randeck.

[479] Von J.A.Pangkofer. – Randeck im Altmühlthale.


Der Rauhgraf Fritz von Randeck warb

Um Fräulein Adelheide,

Und's schöne, reiche Fräulein ward

Des Grafen Liebesweide.

Er führt als froher Ehgenoß

Sie heim auf 's ritterliche Schloß,

Verschwelgt mit seiner Blonden

Sechs hochbeglückte Monden.


Einst war er in den Forst hinaus

Auf Eberjagd geritten.

Zur Gräfin, die allein zu Haus

Kömmt da ein Weib geschritten,

Gar schön, doch bleich – an hoher Brust

Ein Kindlein hält's mit Mutterlust

Und spricht mit sanftem Weinen:

»Verzeihet mein Erscheinen!«
[479]

»Wohl seid ihr fromm, wohl seid ihr gut,

Dürft doch nicht glücklich bleiben;

Des Grafen schnöde Liebesglut

Nur Spiel mit Euch will treiben.

Wie ihr, so ich ward am Altar

Ihm angetraut; kaum sind's zwei Jahr,

Und schon bin ich verlassen,

Sein Lieben ward zum Hassen.«


Der Gräfin bricht das Herz, das Knie,

Die Frucht regt sich im Leibe,

Und laut aufschluchzend sinket sie

An's Herz dem bleichen Weibe.

»O lehre große Dulderin

Zu meiner Schmach mich hohen Sinn!«

Fleht aus betäubtem Leide

Erwachend Adelheide.


Schon war es Nacht, da stellte sich

Ein Knappe vor die Frauen.

Hu, hu, dem war recht schauerlich

In's blasse Antlitz schauen;

Und gräßlich, wie sein Angesicht

Vom Schreck verzerrt, war sein Bericht

Von dem, was sich beim Jagen

Im Forste zugetragen.


»Die Jagd ist aus! Es fuhr der Graf

Mit Roß und Hund zur Hölle.

Wohl kämpft er lang, wohl kämpft er brav

An fels'ger Waldesstelle,

Doch stärker war in Saugestalt

Des Teufels tückische Gewalt,

Er riß ihn vor uns Allen

Hinab mit wüth'gen Krallen.«


Die Frauen das vernommen han,

Da sinken sie zur Erden,

Und beten für den argen Mann,

Als könnt' ihm Heil noch werden.

»Wer schnöd nur solche Frauen minnt,

Der hat die Hölle wohlverdient.

Wollt' nimmer für ihn beten,

Ihn hat der Herr zertreten.«

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 479-480.
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