472. Die Jungfrau von Hochenfels.

[483] Zimmermann Churbayr. geistl. Kal. V., 175.


An der Burg von Hochenfels ragt ein steiler Felsen empor, an dessen Abhang vor Zeiten ein hölzernes Kreuz aufgerichtet worden. Zur Zeit des Schwedenkrieges war ein Fräulein von Hochenfels auf der Burg, durch Schönheit und Tugend ausgezeichnet. Da kam ein schwedischer Offizier in die Gegend, der sah die Jungfrau und entbrannte von Begierde nach ihr. Ueberall stellte er ihr nach, doch vergebens; sie widerstand mit männlichem Muthe seinen gottlosen Anträgen. Eines Tages verfolgte er sie im Freien mit der Absicht, ihr Gewalt anzuthun. So trieb er die Arme bis auf den Vorsprung des jähen Felsens, der zum Schlosse emporragt. Hinter sich den Verführer, vor sich den Abgrund:[483] was sollte die Verfolgte beginnen? Die Wahl währte nicht lange. Mit Einem Sprunge lag sie zerschmettert im Abgrund. Zum Gedächtnisse der heldenmüthigen That ist hienach ein hölzernes Kreuzbild errichtet worden.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 483-484.
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