60. Die stoanern Jager.

[56] Von F.v.Kobell. – Sage vom Staufen bei Reichenhall.


Zwoa Jager steig'n in an Gwänd',

'S red't koana nit a Wort,

Sie steig'n langsam nach der Höh',

Es is a schiecher Ort.


Und wie s' jetz kemma gegen d' Schneid,

Da rastn s' auf an Eck,

Sie segn schier zum Ferchtn aus,

So barti, wild und keck.


Just graut der Tag, der Nebi liegt

No' tief herunt' in Thal,

Von selln Platz, da sicht ma schö'

Viel' Dörfer aufamal.


Und wie s' a weil so rast'n thien,

So hörn s' Kirche'gläut,

In d' Fruhmeß ruft a Glöckl' zamm,

Dees Läute hört man weit.


Da stopft der oa a Pfeif' Tabak,

Der ander putzt sei' Bix

Und Branntwein trinkn s' aar an Schluck,

Aber betn thien s' nix.


Und wieder üb'r a kloani Weil,

Da läut't dees Glöckl drunt,

»Jetz wandeln s' erscht, lacht da der oa,

Wir wandeln scho' zwoa Stund'.«


»Ja Wandeln hin und Wandeln her,

Hat wild der ander gsagt,

A Gamsbock ischt mer allweil mehr,«

Und hat sein Stutzn 'packt.


Und weiter steign s' über 's Eck

Und schaug'n in Graben 'nei.

Da steht a starker Gamsbock drinn,

Der werd bald ihna sey'.


Da schießt der oa', er fallt no' nit,

Der ander aa zünd't o',

Und auf die Schuß, da hat's an Hall,

Als wie a Dunner tho'.


Als schlüg a Weterstroach grad ei',

Was dees bedeut'n soll?

Die Schützn rumpin in anand,

'S is ihna nimmer wohl.


Denn schau der Bock in Grabn drunt'

Werd zozet wie a Bär,

Die Krikln werrn großi Horn

Und feuri' schaugt er her.


Dees is koa Gamsbock gnad' da Gott,

Dees muaß der Teufi sey', –

Da packn gschwind die Jaga 'zamm

Und laafa woltern fei.


Auf oamal aber laßn s' aus,

Es werrn d' Füß so schwaar,

Und grad als wann der jüngsti Tag

Auf Erdn komma war,


So ziegt a Nacht im Weter 'rei.

Koa Schrittl kinnes geh',

Und' Blut is worn so kalt und starr,

Als sollt's auf ewi' steh'.


Und horch in Weterstum da hallt

A Schroa weit über's Land, –

Da war a grausi Wandlung gschegn,

Verhängt von Gottes Hand. –


Wohl wieder drunt zum Betn läut't

Dees Glöckl aus der Fern',

Die drobn aber warn Stoa',

Sie kinne's nimmer hör'n.
[57]

Bei Salzburg steht a hocher Berg,

Der Staufn, wer'n kennt,

Da san zwoa langi Fels'n obn,

Die stoanern Jager gnennt.


Die Fels'n stenga heut no' da,

Als Zoacha von den G'richt, –

Der Kruag, schau, geht so lang zum Brunn',

Bis er amal dabricht.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 56-58.
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