99. Ludmilla von Bogen.

[99] Wo sich der Bogenberg jetzt mit seiner Wallfahrtskirche erhebt, stand früher die Stammburg der mächtigen Grafen von Bogen. Ludmilla, Alberts III., des letzten Bogeners, Wittwe wurde im Jahre 1204 die Gemahlin des Herzogs von Bayern, Ludwigs I. des des Kelheimers. Die Bearb. von einem Meistersänger, Monum. Boica XII., 92.


1.

Ein Fürst von payren kom gein pogen geriten;

Zw einer Gräfin Schön und Klug mit siten,

Er begert ir zu Freiden spil,

Si sprach, ich (nit) ein wil,

Er erwellet dann sein mein eelich man

So wil ich darumb ratt han.

Der Herr rayt in Freyem mut von danne,

Dy Gräfin vodert ir ratmanne:

Rat ir Herren edel und weis,

Ein her von payrn sezt seinen vleiß

Wie er mich äffen wolldet

Wenn ich das mit worten verscholdet

Der Rät ainer sprach vor Inn allen,

Fraw ir sult drey ritter an ainen tebich malen,

Und drey ritter dar under wol behut

Dy des Fürsten wortt merchken und ewren mut,

Das er seine wort, so taugen

Nicht mochte gelangen.

Der Fürst kom gein pogen widern

Mit gar frölichen gelidern[99]

In der Gräfin Kammer verholen

Da dy rytter under dem tebich lagen verstolen.

Der Fürst redt der Frawen zu,

Ob sy seinen willen wolde thun.

Dy Fraw sprach und zeigt an den tebich,

Gelobt mir vor den ryttern dy ee frölich.

Der Fürst gelobt dy ee in heldes mut,

Dy Gräfin nam zu Zeugen dy ritter gut.

Gingen dy rytter frölich her für,

Der Fürst getrawrt und gedacht fur dy tür,

Er rait von dan zu landt

Im ein ander Landt.

Und da vergangen was ein ganz Jar,

Da kom der Fürst gein Landaw spatt,

Er wolt nicht da benachten

Zu seiner Hausfraw gein pogen was (wolt) er trachten.

Da sy kommen zu samen bayde,

Da vergassen sy alles ires Laide

Sy lebten mit einunder eelich (eeleich)

Als es zugehörtt der Fürsten reich

Der edlen Grafen von pogen

Helm Schilt und wappen

Ist komen an dy hochgeporen Fürsten loblich

Von payren mit erbschafft und name ewigklich.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 99-100.
Lizenz:
Kategorien: