501. Wie ein Augsburger die Schweden vom Kloster Lechfeld vertrieben.

[40] Gumppenbergs Marian. Atlas IV., 107.


Auf dem Lechfeld bei Augsburg ist zum Gedächtniß des Sieges, so Kaiser Otto wider die Hunnen auf diesem Feld erhalten, eine große runde Kapell erbauet worden. Das Frauenbild von Holz ist sehr groß auf dem Altar, hat gleich Anfangs Kirchfahrter mit Opfer bekommen. Ein aufrichtiger katholischer Bürger von Augsburg hat erzählt, daß er einsmals von Augsburg nach Landsberg gangen, sei er etwas mehr als hundert Schritt von der Kapell gewesen, da habe er ziemlich viel schwedische Räuber ersehen, mit etlichen leeren Wägen von vier Pferden bespannt, gedachte, sie kämen, das Kupfer, mit dem die Kapell bedeckt war, hinwegzunehmen, welches ihm zu Herzen gangen, und gedacht, wie er doch dieses verhindern könnte, war aber allein, zu Fuß, und müd, könnte auch den Reutern nicht entfliehen; da fallet ihm plötzlich ein, er solle so geschwind er könne, in die Kapell hineinlaufen. Als sich die Soldaten schon zu dem Raub rüsten wollen, haben sie den Laufenden aufgehalten und gefragt, warum er also laufe, da ihm doch Niemand nachjage, darauf er geantwortet, er fürchte die Kroaten und bitte Gott, daß er ihnen entrinnen möchte. Als die Schweden Solches vernommen, haben sie sich alsobald zur Flucht begeben, habe derowegen er der Mutter Gottes Dank gesagt, daß er der Gefahr entronnen, auch genug gelacht, daß er allein die Soldaten aus dem Feld geschlagen. Die Kapell hat also an Wunderwerken und Reichthum zugenommen, daß ein zierlich weites Langhaus daran gebauet worden.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 40.
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