517. Das Kirchlein zur Rastbuche bei Grättersdorf.

[54] Mündlich.


An dem Fuße des Felsen Bühelstein ist ein Kirchlein hingebaut, dessen Ursprung uralte Volkssage verkündigt.

Als der göttliche Heiland noch auf Erden wandelte, da soll er auch einmal in diese Gegend gekommen sein, und weil er selbigen Tages schon einen weiten Weg zurückgelegt, auch die Mittagssonne so heiß brannte, daß ihm der Schweiß vom Angesichte tropfte, so ließ er sich am Fuße des Bühelsteines unter einer breitschattigen Buche nieder und ruhte ein Weilchen von der Reise. Zum Wahrzeichen ließ er die Spuren seiner Füße in dem Gestein zurück, auf welchem er lagerte. Als nachmals fromme Christen diese Spuren wahrnahmen, gingen sie mit Andacht zu[54] jener alten Buche wallfahrten und schnitten auch fleißig ihre Namen in den ehrwürdigen Baum ein, und ließen ein Kirchlein zur Erleichterung ihrer Andacht errichten. Unter den Pilgernden fand sich auch eine kranke Frau, die mit besonderem Vertrauen unter der Rastbuche des Herrn ihre Gebete verrichtete. Gott erhörte sie und gab ihr Genesung. Zum Danke ließ sie die Kapelle vergrößern, so daß nun der Pilger Viele zu gemeinschaftlicher Andacht bei der Rastbuche zusammen kamen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 54-55.
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