547. Der Fluchacker bei Dinzling.

[103] Mündlich.


Es war in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, als die Mäuse in vielen Gegenden Niederbayerns so überhand nahmen, daß sie eine wahre Plage für Land und Leute wurden. Da ritt ein Bauer von Dinzling auf seinem Braunen hinaus, um die Verwüstung zu schauen, welche die schädlichen Thiere angerichtet hätten. Von der herrlichen Wintersaat war auch nicht ein grünes Hälmlein mehr zu sehen. Da fing der Bauer, indeß er seine Aecker umritt, dergestalt an zu fluchen, daß es wahrhaft gotteslästerlich war und es die Nachbarn mit Schrecken vernahmen. Am Abende kam das Pferd, von Schweiß triefend, allein nach Hause zurück, zitternd am ganzen Leibe. Die Bauern sagten, der Schwarze habe den Lästerer geholt und nannten denselben Acker von jenem Tage den Fluchacker.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 103-104.
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